Dienstag, 10. November 2020

 


 

In den Dunkelkammern der Macht

Das Trauerspiel um den Umgang mit Machtmißbrauch und der Aufarbeitung sexueller Gewalt erreicht im Bistum Köln seinen traurigen Höhepunkt mit dem Entschluss der erzbischöflichen Würdenträger, ein Gutachten den Betroffenen und der Öffentlichkeit  vorzuenthalten, von dem im Vorfeld von kardinaler Seite versprochen wurde, es bei Veröffentlichung selbst nicht zu kennen. 

Ein schlauer Schachzug ist es, erst mal Juristen, die das kardinale  Wollen und Wehen genauestens kennen,  das Gutachten betrachten  und sich die "Gefahren " von "Rechtsunsicherheiten" referieren zu lassen. So bekommt man kardinale Kenntnis ohne das kardinale Versprechen im Wortsinn gebrochen zu haben. Ein wahrhaft würdiges Verhalten vom angeblichen Stellvertreter. Christiane Florin schließt daraus messerscharf, dass Jesus wohl ein Jurist war ( klick

während  Ägidius Röckrath, äußerst geschichtsbewusst, folgendes vermutet:

"Der Beichtspiegel der rkK wurde von Herrn Woelki geändert.
Ab sofort soll nur noch das gebeichtet werden was auch bei weltlichen Gerichten zu einer Verurteilung führen würde.

Ab wann das gilt?
(...blätter, blätter, blätter....)
Soweit ich das erkennen kann, ab sofort!"

 

 

Vertrauen

Herr Klaus Mertes SJ sagt im Interview mit dem KSTA vom 9.11. zum Gutachten- Desaster im Erzbistum Köln folgendes:

K. Mertes: ...die Opfer so in die Mitverantwortung zu nehmen (für die Ablehnung des Gutachten der Münchner Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW)    Anm. L.Kötter) ist eine Wiederholung des Missbrauchs.

KSTA: Wie bitte?

K.Mertes: Ja! Es ist die selbe Konstellation, in der die Missbrauchstäter nachträglich zu den Opfern sagen:"Ihr habt doch selbst gewollt und mitgemacht." Genau diesen Text müssen sich die Betroffenen nun wieder anhören.

 


Der Kardinal sagt im Herbst 2020:

Video (klick)

Der Kardinal sgte im Herbst 2018:

Video (klick)

 

Eine von vielen möglichen Antworten:

Herr Kardinal, nicht erst seit 13 Jahren ist bekannt, dass es innerhalb  der rk Kirche ungestraft und zahlreich sexuellen Missbrauch an Kindern und Abhängigen gibt. Schon vor 50 Jahren gab es entsprechende geschmacklose Witze , die sich die, damals durchgehend männlichen, Messdiener zuflüsterten. Mit 4 Brüdern gesegnet musste ich schon als kleines Mädchen solches mitbekommen und es ist ja wohl kaum vorstellbar, dass nicht jeder Kleriker vom Kaplan bis zum Kardinal wusste, was viel zu viele gesegnete Hände von Amtsbrüdern gewohnt waren zu tun an verbrecherischer Heillosigkeit. Die Verbrechen wurden systematisch vertuscht, weil das Haus der Glorie strahlen sollte. Weil nicht sein konnte, was nicht sein durfte. Weil all das Römisch -Herrliche auf dem Sockel bleiben sollte. Über den Menschen. Nicht unter ihnen. Der Mann aus Nazareth hätte keinen Betroffenenbeirat gegründet um ihn dann zu konfrontieren mit juristischen Spitzfindigkeiten. Sie wagen es, ein Gutachten in die Nähe des Christus zu rücken, der Gott in jedem Menschen sah, der jede Regel in den Wind warf, wenn sie Menschen verletzte statt heilsam zu sein. Was für eine Anmaßung durch die Jahrzehnte, Jahrhunderte hindurch. Veröffentlichen Sie die Akte!

Die Menschen glauben Ihnen nicht mehr, weil immer offensichtlicher wird, dass die Wahrheit Sie das Fürchten lehrt.  Zu viel Angststarre in den römischen Gemäuern. Das spürt das „Volk“ ...

L.K.

 

 

 


 

  #rausmitderakte

 
In den Dunkelkammern der Macht:
Offener Brief der Initiative Maria 2.0 zum Vorgehen der Kölner Bistumsleitung

Köln, 2.11.2020
Sehr geehrter Herr Kardinal Woelki,

mit Unverständnis und Entsetzen haben wir zur Kenntnis nehmen müssen, dass eine Veröffentlichung des von Ihnen in Auftrag gegebenen Gutachtens zur Aufarbeitung der Fälle sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen durch Priester des Erzbistums Köln nicht stattfinden wird. Stattdessen wird ein neues Gutachten in Auftrag gegeben und die Öffentlichkeit um weitere fünf Monate vertröstet. Von der „lückenlosen Aufklärung“, die Sie angekündigt hatten, ist nichts übrig geblieben.

Als Begründung für Ihr Vorgehen geben Sie methodische Fehler im Gutachten an.

Das Gegengutachten der Professoren Jahn und Streng moniert methodische Mängel in Form von Formulierungen, die die „Anmutung einer Anklageschrift“ hätten. Die Formulierungen, die teilweise mit geschwärzten Namen als Beispiele wiedergegeben werden, lassen die Abgründe erahnen, mit denen sich die Münchner Anwälte bei der Durchsicht der Akten konfrontiert sahen.

Als methodische Mängel bei der Begriffsbildung werden von den Gegengutachtern Formulierungen zitiert wie „Ignoranz gegenüber der Opferperspektive“. In Bezug auf einen hohen Kirchenfunktionär stellen die Münchner Gutachter fest, dieser habe „mit Blick auf den kirchlichen Auftrag nicht mehr nachvollziehbarem Desinteresse und Ignoranz gegenüber den Belangen und Bedürfnissen Schutzbedürftiger“ gehandelt. Auch dieses Urteil wird als methodischer Mangel moniert.

All diese von Jahn und Streng kritisierten Formulierungen lassen den Schluss zu, dass das zurückgehaltene Gutachten der Kanzlei Westpfahl, Spilker, Wastl die Wahrheit über den verantwortungslosen Umgang mit Tätern sexualisierter Gewalt im Erzbistum Köln ans Licht gebracht hätte und personelle Konsequenzen zur Folge gehabt hätte. Einige der Verantwortlichen sind noch immer in hohen Positionen tätig.

Der Auftrag an die Kanzlei war das Handeln der Bistumsverantwortlichen umfassend zu bewerten. Die zitierten Formulierungen lassen den Schluss zu, dass dieser Auftrag erfüllt wurde.

Generalvikar Dr. Markus Hofmann hat im „DOMRADIO“ Interview davon gesprochen, dass die Perspektive der Betroffenen entscheidend für das Vorgehen des Bistums gewesen sei. Warum eine Veröffentlichung gegen die Interessen der Betroffenen sei, erschließt sich uns nicht.

Diese Kirche ist auch unsere Kirche und wir schämen uns für Ihr Vorgehen. Zu offensichtlich ist die Tatsache, dass Sie mit der Nichtveröffentlichung des Gutachtens nicht die Betroffenen schützen, sondern die Täter und Vertuscher der Taten sexualisierter Gewalt im Erzbistum Köln.

Ihr Vorgehen schadet der Kirche und ihrem Auftrag. Es dient mitnichten der Wahrheitsfindung.
Wir wissen nicht, ob Ihnen klar ist, dass es genau dies ist, was den Menschen, denen die Kirche am Herzen liegt, unerträglich ist: Der Umgang der Amtsträger mit der Aufarbeitung der Verbrechen an Kinderseelen, die in den Dunkelräumen der Macht geschehen sind. Von diesen Taten wurde bis in die oberste Bistumsleitung gewusst und diese Taten wurden vertuscht. Alle juristischen Fragen müssen der einen Frage untergeordnet werden: Wie werden Sie und die Amtsträger der Verantwortung und Mitschuld gerecht? Welche Konsequenzen müssen die Verantwortlichen daraus ziehen? Ist es nicht an der Zeit, endlich Schuld einzugestehen? Jeder für sich persönlich? Wem nützt dieses Hin- und Herschieben von Verantwortung?

Die Zurückhaltung des Gutachtens ist ein weiterer Fall von Machtmissbrauch im Erzbistum Köln.
Ihr Verhalten und das Verhalten der Verantwortlichen im Umgang mit den Tätern ist für uns moralisch nicht tragbar, es schadet der Kirche und ihrem Auftrag. Es ist eine Schande für unsere Kirche und verrät die Botschaft Jesu zutiefst.

Wir fordern Sie erneut auf, das Münchner Gutachten zu veröffentlichen. Geben Sie den Betroffenen und den Katholikinnen und Katholiken die Möglichkeit, sich selbst ein Bild zu machen. Stehen Sie zu Ihrem Wort! Wir fordern, dass Sie und die noch lebenden verantwortlichen Amtsträger daraus ihre persönlichen Konsequenzen ziehen.

Bernadette Rüggeberg
Ingrid Schürholz-Schmidt
Maria Mesrian

Für
Maria 2.0

 

 

 

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