Die Wahrheit Vermutungen über Eva
Heute morgen begeistert dieses Interview zum heute erschienenen Buch "Die Wahrheit über Eva" von Carel van Schaik und Kai Michel gehört.... ( auch wenn ich behaupteten Wahrheiten gegenüber immer höchst misstrauisch bin und das Wort daher in der Postüberschrift durchstreiche):
Zum Interview (klick)
....und sofort einen Text hervorgeholt, den ich im Sommer 2019 geschrieben habe. Mir schien beim hören, die Herren sind zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen wie ich. Obwohl ich ja eher Geschichtenerzählerin bin , jedenfalls ganz bestimmt keine Wissenschaftlerin. Nun werde ich das Buch kaufen und bin schon sehr gespannt...
Gott* schuf den
Menschen. Als Mann und Frau schuf er sie. Nach seinem Bild.
Poesie! Über diese Zeile könnte man Bücher
schreiben. Oder? Gibt es ja auch. Sie füllen Bibliotheken..
Kreationisten
sagen: Genau. So war es. Vor ein paar tausend Jahren. Wort für Wort...Wie, die Wissenschaft hat
festgestellt, es gibt eine Evolution? Die Welt sei nicht in sechs Tagen
entstanden? Dann ist die Wissenschaft zu
ignorieren. Weil Gott*-los. Weg damit.
Ich halte unsere
Heiligen Bücher allerdings nicht für eine Faktensammlung, sondern für eine
Sammlung poetischer Texte, die die Geschichte unserer fortschreitenden
Menschwerdung beschreiben. Geschichten, die Bilder finden für Weisheit und
Dummheit, für Glauben und Zweifel und für die Erkenntnis der Menschen ihrer
selbst und die Entwicklung in ihrer Beziehung zum Göttlichen*.
Es gibt einen Ort in
der südöstlichen Türkei. Im Euphratgebiet, wo „das (verlorene) Paradies“ verortet wird. Man
nennt ihn Göbekli Tepe.
Das ist Türkisch und
heißt Bauchnabel. Ein bedeutungsvoller Name.
Vor nicht einmal 30
Jahren war Göbekli Tepe scheinbar nichts, als ein schöner windiger Ort auf
einer Hochebene. Hirten weideten hier ihre Tiere. Frauen sammelten hier
duftende Kräuter. Auf dem höchsten Grashügel gibt es zwei Gräber von
verehrungswürdigen Menschen, daneben einen Baum, an den die Leute ihre
papierenen Gebete knüpften. Also ein Ort, der Kraft hatte, bedeutend jedoch nur
für ein paar dutzend Menschen, die hier lebten.
Bis dort ein junger
Mann einen seltsamen Stein fand. Es schien, als sei ein Bild in ihn gehauen.
Und –kluger Junge- er zeigte den Stein seinem Vater. Und- kluger Vater- er
brachte den Stein zu den Archäologen in die Stadt Sanli Urfa (15 Kilometer
entfernt, dort ist die Geburtsgrotte Abrahams: UR- fa. 15 km südlich liegt die
Wüstenstadt Haran, wo Abraham mit Sara lebte, bevor er aufbrach gen Süden...)
Die Archäologen
fingen an zu graben an dem Ort, der „Bauchnabel“ heißt. Und sie fanden in den
Hügeln Unglaubliches: Eine perfekt erhaltene Kultstätte. Riesige Steinstelen,
bedeckt mit wundervollen Reliefs, die Menschen und Tiere darstellen. Angeordnet
in großen Kreisen.
Man vermutet unter
den Hügeln insgesamt 20 dieser Kreisanlagen.
Sie sind 12000 Jahre
alt.
Heute vermuten die
Wissenschaftler, dass hier, im paradiesischen Euphratgebiet, die Menschen
sesshaft wurden. Der Kult, desentwegen sie sich in Göbekli Tepe trafen, machte es
nötig, an Ort und Stelle Getreide für die Bierproduktion anzubauen. Kult und
Rausch sind seit Urzeiten miteinander verbunden wie es scheint. (man hat
tatsächlich so etwas wie Bierreste in riesigen Bodenzisternen gefunden. Um das
in diesen Mengen brauen zu können brauchte man sehr viel Getreide, das man nur
durch Ackerbau gewinnen konnte)
Das Sesshaft-Werden, das nötig war, wollte man Ackerbau betreiben,
brachte den Menschen jedoch viele Probleme. Sie waren nun viel mehr angewiesen
auf gutes Wetter für die Ernten, lebten mit mehr Menschen( uns Tieren) auf engerem Raum
zusammen. So hatten Krankheitskeime und Parasiten große Chancen bei Mensch und Tier.
Wer mehr Platz hatte,
lebte besser und länger: So trachteten die Menschen plötzlich danach, sich abzugrenzen. Das
„ICH“ brauchte Raum. Mein und Dein wurde wichtig. Mauern, Zäune, Land. So kam
der ( Land)Besitz ins Bewusstsein. Mit ihm wohl die Gier... Eine
Vertreibung aus dem Paradies. Fürwahr!
Das enge und immobile
Zusammenleben, verbunden mit
Besitzansprüchen, erforderte neue Regeln.
Regeln des Besitzes und Regeln der Hierarchie. Es ist nicht gedeihlich, wenn
Menschen, die auf engem Raum wohnen, sich jeden Tag neu zueinander
positionieren müssen. Dinge des Zusammenlebens, des Besitzes, des Umgangs
miteinander müssen geregelt werden.
Idealerweise, so
denken wir heute, werden diese Regeln
demokratisch beschlossen. Aber soweit waren die frisch aus dem Paradies vertriebenen
Menschen noch nicht.
Regeln stellt auf,
wer die Macht hat. Die Regeln sollen ihm, dem Mächtigen, nützen. Also bestimmt
er sie.
Aber das reicht
nicht. Man muss auch die Einhaltung der Regeln kontrollieren.
Wenn die Regeln da
sind, muss man die Menschen dazu bringen, sie zu befolgen.
Dies immerzu mit
Gewalt durchzusetzen, ist ermüdend und letztlich nicht zielführend. Also
entwickelt eine Gemeinschaft Tabus. Die Einhaltung von Tabus ist für größere
menschliche Gemeinschaften immens wichtig.
Tabus bedeuten Kontrolle. Sie erhalten Strukturen und Hierachien einer Gemeinschaft und damit
sichern sie stabile Machtverhältnisse.
Aber wie bringt man
die Menschen dazu, die Tabus und die Regeln einzuhalten? Gerade die Regeln, die
für viele Menschen vielleicht unangenehm, gar lebensverkürzend oder schmerzvoll
sind? Wie verhindert man Meuterei? Schließlich gibt es ja den Verstand. Und
verständige Menschen können sich dagegen
wehren, zu tun, was unangenehm ist. Sie können Regeln als unsinnig
entlarven, oder gar auf die Idee kommen, das Kommando zu übernehmen. Wie also
können die jeweils Mächtigen die anderen Menschen kontrollieren, wie sie halten
im System, auch in Ungerechtigkeit und Knechtschaft?
Die Antwort: Mit
Angst. Angst bindet. Wer ein Tabu bricht, wird ausgestoßen. Das ist gefährlich,
denn man verliert nicht nur sein Ansehen, sondern auch den Schutz der
Gemeinschaft.
Allerdings könnte
sich ja auch eine größere Gruppe entscheiden zu meutern. Revolte machen!
Menschen könnten ihre Kräfte bündeln und
zusammen eine neue Gemeinschaft
bilden, die dann womöglich zum Feind würde und die ursprüngliche
Gemeinschaft bedrohen oder bekämpfen und die Macht übernehmen würde.
Die Angst muss also
so groß werden, dass die Menschen sich in jedem Falle unterwerfen und gebunden
fühlen. Sie müssen so viel Furcht vor dem Bruch haben, dass sie das Tabu
respektieren, selbst wenn sie dadurch eklatante Nachteile haben. Sogar dann, wenn
ihr Verstand ihnen zum Tabubruch raten, selbst wenn sie durch es sterben
würden.
Die Lösung: Das Tabu
wird an etwas gebunden, das übermenschlich ist. Das Tabu, die Regel wird zu Gottes* Willen
erklärt.
Sich dagegen zur Wehr
zu setzen ist praktisch unmöglich. Da bräuchte man ja übermenschliche Kräfte!
Oder man bräuchte Erkenntnis. Kollektive
Erkenntnis. Denn der einzeln Erkennende ist unglaublich gefährdet, wenn er sich
gegen das vermeintlich Göttliche* Tabu auflehnt. Die immer verzweigter und sich
differenzierende Geschichte der Menschheit und ihres Verhältnisses zum
Göttlichen* hat dafür unzählige unheilige Beispiele. Von Menschenopfern bis zum
Heiligen Krieg. Von Hexenprozessen bis zum Verdammen von Gendertheorien.
Der behauptete
Göttliche* Wille hielt die Machtverhältnisse unter den Menschen aufrecht und
vertiefte sie immer mehr. Die Regeln und Tabus, die besitzständige Ordnung, die
Rituale und Gebräuche, die Festlegung von Hierarchien, die Kulte mit
Priesterschaften und Bildungsprivilegien- all dies diente und dient bis heute
der Ordnung unter den Menschen. Die Verzahnung von Religion, also vermeintlich
Gott*-gewollter Ordnung, und weltlicher Macht ist noch heute in vielen
Gesellschaften wirksam. Nicht nur in den „Gottes*staaten“.
Die Macht
Die Gesellschaften,
in denen wir Menschen heute leben sind, bis auf homöopathisch winzige Ausnahmen, geprägt von Religionen mit
paternalistischen Gottes- und Menschenbildern.
Durch die
Jahrtausende standen der Überlegenheit, Stärke, Weitsicht, Schaffenskraft und
Entscheidungswillen der Männer die unterwürfigen, schwachen, häuslichen,
zuarbeitenden, schicksalsergebenen Frauen gegenüber. Besitzrecht, Erbrecht,
Familienrecht- alles war daraufhin zugeschnitten. Die Männer hatten, und haben,
die Kontrolle.
Warum war und ist das
so wichtig? Warum haben alle Religionen genau dies immer gestützt und mit dafür
gesorgt, dass Frauen von Männern kontrolliert wurden?
Warum waren Frauen,
die das nicht mitmachten, die ihren Verstand offenbarten, die ihrer Berufung
offen folgten, immer so gefährlich und darum gefährdet?
Was macht die Frauen
so beängstigend gefährlich, dass man sie seit Menschengedenken, oder vielleicht
tatsächlich seit der Sesshaftwerdung der Menschen, als Menschen zweiter Klasse behandelt?
Es geht um das Erbe.
Um den gesicherten Nachwuchs. Also um Sexualität. Es geht um die Absicherung
der EIGENEN Nachkommenschaft.
Die weibliche
Sexualität musste vom Mann kontrolliert werden, damit er sicher sein konnte,
dass die Kinder, die die Frau zur Welt brachte, auch wirklich die seinen waren.
Darum wurden Mädchen ab der Pubertät von Brüdern, Vätern -und Müttern-
kontrolliert, bis sie dann, hoffentlich erfolgreich unversehrt jungfräulich,
dem Ehemann zur weiteren Benutzung übergeben wurden und seiner weiteren
Kontrolle anheimgestellt. ( Daß sich auch heute noch junge Frauen von ihrem
Vater zum Traualtar führen lassen hat genau diese Bedeutung. Frau sollte über
diese „Tradition“ mal nachdenken...)
Diese Kontrolle war
die einzige Möglichkeit, Ordnung in die Erbschaftslinie zu bringen. Die wichtig
war, um den Besitz in der Familie zu halten. Nicht auszudenken, wenn die Frauen
genauso frei wie die Männer ihre Sexualität ausgelebt hätten! Chaos!
Unordnung! Ein unübersichtliches
Durcheinander von nicht (den Männern) zuzuordnenden Kindern wäre entstanden.
Fürs Erbrecht, für Abstammungslinien, für Machtfestigung und Vermögenssicherung
durch Heiratspolitik völlig unbrauchbar.
Also war Kontrolle der weiblichen Sexualität d a s
Thema.
Dass Männer sich nach
Lust und Laune mit Mädchen und Frauen, die nicht so behütet oder schlicht
abhängig waren, sexuell vergnügten oder sich an ihnen ungestraft vergingen, war
Pech für diese Frauen. Status hatten sie nicht zu verlieren und waren ohnehin
die, auf die es nicht ankam. Auf die sogenannten „Bastarde“, die aus diesem
Vergnügungen der Männer entstanden, kam es auch nicht an. Rechte ließen sich
nicht ableiten durch diese Art der Vaterschaft. Elend war das Los dieser Frauen
und Kinder. Und Elend bedeutet Krankheit und frühen Tod. Und wenn sie überlebten
gab es neues Futter für den sexuellen Hunger der Männer und genug besonders
rechtlose Arbeitskräfte für all die Arbeit, die zu tun war.
Religionen waren bis in die heutige Zeit die
Hüter dieser Regeln. Sie untermauerten und untermauern heute noch das Oben und Unten, und besonders ausführlich die Kontrolle über
die (weibliche) Sexualität. Die Lücken in der Kontrolle über die Frauen
wurden geschlossen durch Angst: Einfach
Sex zu haben ist verboten. Von Gott*. Weil es nicht Gottes* Wille sei, dass eine
Frau Sex zum Vergnügen hat. Sex ist schmutzig. Begehren darf nur der Mann. Eine
gute Frau ist Ehefrau und Mutter. Eine
Frau mit Lust ist eine Hure....
So wurde die
Familienlinie rein gehalten. Jedenfalls die Linien der Familien, auf die es
ankam. Also die der reichen, einflussreichen, besitzenden, adeligen,
entscheidenden, herrschenden Familien,( später dann auch der bürgerlichen,
jedenfalls wohlanständigen).
Beschneidung von lustbringenden Körperteilen von Frauen und Verhüllen
der Körper und der Gesichter der Frau sind Traditionen dieses Kontrollsystems.
Und die „Hüter der göttlichen* Geheimnisse“ sorgten und sorgen dafür, dass diese
spezielle Gewissensbildung durch die Angst vor Strafe und Hölle immer weiter
gesunde Söhne und Töchter des Patriarchats hervorbrachte und-bringt, die
wiederum dafür sorgen, dass diese vermeintlich gottgewollten Machtstrukturen
weiterbestehen durch Erziehung und Deutungshoheit, in Ewigkeit. Amen.
Nein. Die römisch
katholische Kirche hat das Patriachart nicht erfunden. Sie fungiert aber, wie
alle Religionen, als dessen Durchlauferhitzer.
10000 Jahre nach den Ereignissen am Göbekli Tepe
Und eines Tages kommt
Einer, der studiert diese Ordnung und ihre Gesetze. Er kennt die Schriften, die
diese, vermeintlich göttliche, Ordnung
manifestieren. Er denkt, er meditiert, er betet, er erkennt. Und dann
steht er auf und sagt: Ändert Euren Sinn! Ihr alle seid Gottes* geliebte Kinder!
Macht das sichtbar! Hört auf, Menschen zu benutzen für Eure Zwecke! Hört auf,
Gott* zu benutzen! Liebt Euch! Macht Gottes* Liebe sichtbar unter Euch! Euer Daseinsgrund
ist Gottes* Liebe. Nicht Seine* Kontrollsucht! Er* möchte Euch FREI! Denn Er* hat
Euch nach SEINEM* Bild erschaffen. Was Ihr seid und was ihr könnt ist Sein*
Geschenk an Euch! Stellt es nicht unter den Scheffel! Nutzt eure Talente, um
die Welt besser zu machen. Für alle. Gottes* Reich kann so schon heute
anbrechen. Stellt Euch auf die Füße!
Er redet mit allen
und ist zu Gast bei denen, die am Rande stehen. Er redet „sogar“ mit den
Frauen. Nimmt sie auf in seinen Kreis, ist ihnen auf eine in dieser Zeit höchst
unmögliche Weise nahe, auch in der Öffentlichkeit. In einer Zeit, das bedenke
man, in denen Frauen kontrolliert, rechtlos und ohnmächtig waren. Er lässt sich
sogar etwas sagen, sich gar zurechtweisen von ihnen. Er lernt. Er entwickelt
sich mit den Menschen.
Jesus kennt die
Schriften. Er argumentiert nicht im luftleeren Raum. Die Poesie der uralten
Menschengeschichten spricht zu ihm. Er steht in dieser Tradition. Er studiert
sie.
Als er vollgesogen
ist mit diesen Erzählungen der Menschheitswerdung, mit dieser
Beziehungsgeschichten zum Göttlichen* Geheimnis, wird er selbst zur
überlaufenden Quelle.
Er wird selbst zum
„Gottes*beziehungsanbahner“, findet
Geschichten und Bilder, die den Menschen Raum und Verantwortung lassen.Er erzählt von einem Gott*, der* den Menschen traut.
Denn er dreht den
Spieß um: Ihr seid nicht da, die Regeln zu befolgen, die Regeln sind für Euch
da. Was nicht guttut, ändert! Ändert Euren Sinn! Ihr MÜSST Euch wandeln, sonst
sterbt Ihr. Denn ICH bin der Weg. Auf mir sollt Ihr wandeln. Wer auf meinem
Weg sich wandelt, darf und kann alles
hinter sich lassen. Der kann jede Regel in den Wind werfen, von den Hängen
rollen, in der Erde vergraben und ins Meer versenken. Denn wer sich wandelt auf
meinem Weg, der hat nur ein Gepäckstück, das neue, das einzige Gebot: Liebt,
wie Ihr geliebt seid.
Das ist das Ende der
Kontrolle, der Beginn der Freiheit.
Der Beginn einer
Umkehr, eines Weges zurück, hinter die Gier. Und damit auch ein Weg fort von
der Angst.
Wir haben gelernt,
uns in Sicherheit zu wiegen mit unserem Besitz. Und doch: spätestens, wenn wir
krank werden, wenn ein geliebter Mensch stirbt, werden wir plötzlich gewahr,
wie hauchdünn die Wand ist, immer, in jedem Moment, die uns trennt vom Tod....
Wenn unsere
Hände nichts mehr halten werden können,
unser Mund nichts mehr schmecken, der Atem selbst die Lungen nicht mehr füllen wird- werden wir
in diesem Moment an die kostbare goldene Uhr denken, an unsere gepflegte
Kleidung, an unseren Erfolg und unsere Bedeutung? Oder werden wir schon
gehalten sein in der großen Umarmung, in der wir nichts mehr müssen, in der wir
loslassen dürfen, können und müssen, wie ein neugeborenes Kind, dass sich nicht
selbst halten kann, und ganz Vertrauen sein kann, nur hingegeben, genährt,
versorgt, geliebt. Vor jedem Müssen und Sollen und Haben.
Dies im Leben
einzuüben macht Sinn. Weil es uns allen blüht. Weil es uns frei macht von Gier
nach Reichtum und Macht.
Jesus erhebt nicht
den Zeigefinger, sondern zeigt auf die Liebe.
Jesus weiß, dass alle
Gier der Menschen eigentlich Sehnsucht nach Liebe ist. Er weiß, dass wir uns nach Bedeutung sehnen, weil wir gesehen
sein wollen:
Schau mich an! Wie
schön ich bin, wie klug ich bin, wie stark ich bin. Was ich kann, was ich
darstelle. Sie hin zu mir! Das alles besitze ich. So bedeutend bin ich. Also
bitte: Liebe mich!
Davon entlastet Jesus
uns. Du bist geliebt. Ohne wenn und aber. Bedingungslos. Du bist ein geliebtes
Kind Gottes*. Genau wie Dein Nächster. Ihr seid Schwestern und Brüder. Darum
benehmt Euch auch so! Seid geschwisterlich!
Geht miteinander Hand
in Hand, nehmt Euch nichts weg, rafft nichts zusammen. Es ist alles da, was
nötig ist, was Ihr braucht. Für alle.
Wir wissen heute,
dass unnötiger Besitz unsere Lebensgrundlagen zerstört. Weltwirtschaftliche
Wahrheit ist, dass ein riesiges Vermögen immer nur entsteht, indem andere
ungerecht bezahlt werden, indem Mitmenschen etwas genommen wird.
Oder indem unserer
Mutter Erde etwas unwiederbringlich genommen wird, und so auch zukünftigen
Generationen von Geschöpfen.
Viele können kaum
ihren Lebensunterhalt bestreiten durch
ihren Verdienst, wenigen fließt der
Profit zu.
Mit unserer
Maßlosigkeit schaffen wir das Elend der Anderen und zerstören unser aller Lebensgrundlage.
Das ist nicht neu, so
leben wir, seit wir das Paradies verlassen haben.
Seitdem gieren wir
nach Besitz und streiten uns um den höchsten Platz.
Schau was ich mache! Sagt Kain.
Mein tolles Opfer! Dieses schöne Tier! Jetzt liebst Du mich aber
besonders, mehr als den Abel mit seinen Früchten, oder? Schau auf mich! Ich bin besser, ich bin
reicher, ich liebe dich mehr. Mein Geschenk ist das schönste! Aber Du schaust
mich nicht an! Warum bin ich nicht glücklich? Abel hat so viel weniger, aber er
ist glücklich. Liebst Du ihn denn mehr? Warum denn? Ich brauche mehr! Dann
wirst Du mich lieben. Weg mit Abel! Dann siehst Du mich! Weg mit ihm...
Vor lauter Unglück
spüren wir die Liebe nicht mehr, die uns umgibt. Um unserer selbst willen.
Jesus stellt diesem
Lebensstil die Liebe gegenüber.
Es ist alles da. Eßt und trinkt. Teilt, was
Ihr habt! Es geht nicht um Almosen, sondern um Teilhabe. Seid nicht mehr Herren
und Knechte, Bürger und Fremde, Männer und Frauen. Benutzt Euch nicht! Frei
seid Ihr.
So einer durfte nicht
weiterleben. So einen musste man vernichten. Nicht einfach töten. Man musste
ihn schänden, lächerlich machen, verhöhnen und mit ihm seine verrückten, gefährlichen Ideen.
So schmachvoll wie möglich. Kreuzigt ihn!
Aber die Idee war in
der Welt: die Gleichwertigkeit der geliebten Gottes*kinder sichtbar zu machen im
Handeln. Die Zusicherung der Freiheit durch Gottes* unbedingte Liebe. Diese Energie ließ
sich nicht töten.
Die Gewalt der
Kreuzigung hatte zunächst scheinbar Erfolg. Aber, so ist es mit der Gewalt,
dieser Erfolg war nur kurzfristig. Zunächst macht Gewalt die Menschen verzagt, die Angst lässt alle
erstarren, lähmt, lässt jeden Schwung zum Stillstand kommen. Aber Gewalt
erzeugt keine Liebe. Die Liebe aber ist die größere Energie. Sie bricht sich
Bahn, sucht sich den Weg, tritt zutage, wird sichtbar.
Sie kann Felsen vom
Grab rollen und das Leben selbst neu erschaffen....
L.K.